Pilztagebuch - 3. Quartal 2022


Juli * August * September

 

03.07.2022 - Gestern war ich noch einmal entlang des lehmigen Waldweges, auf dem ich kürzlich viele verschiedene Becherlinge finden konnte. Bisher konnte ich dort auf ca. 40 Meter Strecke 12 verschiedene Becherlinge finden und bestimmen, aber eine orange-roter Schildborstling bereitet mir etwas Schwierigkeiten. Gefunden nicht auf Holz, sondern auf hartem Lehmboden. Die Sporen haben Größen von 15 (16,4) 18 x 7,5 (8,1) 9,0 / Q: 2,02 und Perispore löst sich beim Erhitzen nicht in Milchsäure auf. Die Randhaare sind schon sehr kurz, nicht länger als 150-200µ. Falls jemand. Sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der gesuchten Art dienlich sind, können mir jeder Zeit per E-Mail zugesandt werden. Besten Dank im Voraus.

 

05.07.2022 - Heute musste ich mal schauen, ob und welche Pilzarten es mitten im Hochsommer an den heimischen Steilküsten zu finden gibt. Schon nach den ersten Metern konnte ich die ersten roten Schildborstlinge finden und es sollten noch einige Arten folgen. Die schönsten Funden waren Ascobolus behnitziensis und Scutellinia kerguelensis.

 

08.07.2022 - Heute klapperte ich noch einige halbwegs feuchte Waldwege ab und konnte tatsächlich massenhaft rote Borstlinge finden. Nachdem mikroskopieren musste ich aber einsehen, dass Exemplare nur zu einer Art gehörten. Es war nicht weiter schlimm, denn Scutellinia pseudo-trechispora konnte ich bisher noch nicht so oft finden.

 

09.07.2022 - Wenig Zeit und ich war nur für eine Stunde in den städtischen Parkanlagen unterwegs. Ein Trauerspiel, bis auf zwei Sommertrüffel (Tuber aestivum) habe ich keine frischen Pilze gesehen.

 

10.07.2022 - Ein Fichtenwald auf eher sandigem Boden stand heute auf meinem Programm. Hier gab es nichts, nicht einen Pilz oder etwas Ähnliches, was auf einen Pilz hinweisen könnte. Dafür konnte man sich vor Hirschlausfliegen kaum retten. So viele in einem Waldabschnitt habe ich selten erlebt, da muss ich nicht noch einmal hin.

 

12.07.2022 - Mir fiel noch ein Wald bei der Ortschaft Zurow ein, der auch im Hochsommer eigentlich immer noch ein paar Pfützen auf den lehmigen Waldwegen hat. So sollte es auch gewesen sein, viel Wasser stand allerdings nicht mehr. Für einige kleine Borstlinge, die nicht größer als zwei Millimeter waren, scheint das wenige Nass gereicht zu haben. So konnte ich eine Kollektion einsammeln und später am Mikroskop als Trichophaea gregaria identifizieren.

 

14.07.2022 - Endlich! Es hat sich heute tatsächlich noch gelohnt, nach dem Feierabend auf Pilzsuche zu gehen. Nach Jahren der Suche konnte ich heute endlich den "Sporenfresser" Moosbecherling (Octospora phagospora) finden. Zudem konnte ich noch einige Exemplare der kürzlich gefundenen Scutellinia minutella einsammeln.

 

15.07.2022 - Stippvisite im Klaasbachtal bei Neukloster! Um es kurz zu machen, es war warm, leicht stürmisch, extrem trocken, kaum Pilze, aber dafür mehr Mücken als Blätter an den Bäumen. Ein paar Kleinigkeiten wie graue Borstlinge (Trichophaea woolhopeia), gelbe Wasserbecherlinge (Miladina lecithin) und ein paar verschiedene rote Schildborstlinge aus der Gattung Scutellinia, konnte ich mir denn aber doch noch sichern. Morgen soll das Wetter zwar noch etwas schlechter werden, aber irgendwo werde ich schon hin und bestimmt auch etwas Pilziges finden.

 

16.07.2022 - Angespornt von meinem Octospora-Fund, machte ich mich heute gleich wieder in ein ähnliches Biotop auf und schaute nach kleinen Becherlingen. Große Pilze wachsen bei dieser Dürre ohnehin nicht, aber dennoch war ich guter Dinger etwas zu finden. Von Mücken und Hirschlausfliegen gejagt suchte ich akribisch die feuchten Senken nach Pilzen ab. Trotz einer intensiven Suche gab es bis auf ein paar sehr häufige Arten nichts, was mich nun aus den Gummistiefeln katapultiert hätte. Auf dem Weg zurück zum Auto habe ich noch eine kleine alte Feuerstelle gesehen und prompt Ascobolus carbonarius darauf gefunden. Keine große Seltenheit, aber in Zeiten, wo es kaum frische Pilze gibt, ist es eine willkommene Abwechslung. Morgen habe ich zwar keine Zeit, um auf Pilzsuche zu gehen, aber vielleicht finde ich ja was auf der morgendlichen Hunderunde am Strand. Düne- und Steilküsten-Pilze gibt es ja auch.

 

20.07.2022 - Mit 39 Grad war es in Wismar ähnlich warm wie im Rest des Landes. Heute war auch nur ein kurzer Arbeitstag, deswegen hatte ich am Nachmittag noch Zeit, um in den Wald zu fahren. Lange habe ich es bei der Hitze und den Massen von fliegenden Insekten nicht ausgehalten, aber ich konnte schöne Exemplare von dem kürzlich gefundenen Moosbecherling (Octospora phagospora) finden. Als ich gerade dabei war, einige Exemplare in die Dosen zu packen, konnte ich zu meiner Freude auch noch viele lilafarbene Moosbecherlinge (Octospora lilacina) finden. Auf dem Weg zurück zum Auto habe ich noch schnell paar rote Borstlinge im Vorbeigehen eingesammelt. Für ca. 20 Minuten Pilzsuche war es ein voller Erfolg und zudem war wieder ein neuer persönlicher Erstfund mit dabei.

 

23.07.2022 - Heute fand eine kleine Vereins-Exkusion ins Torfmoor statt. Neben vielen Pilzen waren aber heute die schönsten und besten Funde der Feinschuppige Moor-Saftlinge (Hygrocybe coccineocrenata) und der seltene Moosbecherling (Lamprospora verrucispora). Der Bericht ist unter dem Pilzverein bei Exkursionen zu finden.

 

30.07.2022 - Heute war ich in der Kiesgrube unterwegs, auch wenn ich im Hochsommer wenig Hoffnung auf Pilze hatte, viel ich fast aus den Gummistiefeln. Dicke Moosbecherlinge am Wirtsmoos Bryum! Damit ist der Fund von Lamprospora paechnatzii der zweite Nachweis in Mecklenburg-Vorpommern.

 

06.08.2022 - Eigentlich war ich heute auf der Suche nach Lamprospora aneurae, aber leider gab es von dem fettglänzenden Ohnnervmoos (Aneura pinguis) nicht so viel. Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha) gab es recht viel, aber auf dem konnte ich auch nichts finden. Am Wirtsmoos Bryum archangelicum hingegen konnte ich überraschend erneut die Moosbecherlinge (Lamprospora paechnatzii) finden. An Seen und entlang von Moorrändern kann man mit etwas Glück Birken-Röhrlinge oder auch einige Rotkappen finden. In den klassischen Wäldern sieht es mit frischen Pilzen immer noch sehr bescheiden aus. Mal schauen, wo es morgen hingeht, aber Pilze gibts bestimmt.

 

07.08.2022 - Heute habe ich im Kieswerk Massen von Aneura pinguis Moos abgeguckt um vielleicht Lamprospora aneurae zu finden. Nichts, nur ein paar rote Kissenbecherling (Pulvinula).

 

12.08.2022 - Auch heute war ich wieder auf der Suche nach den letzten Tropfen Wasser, die irgendwo noch ein paar Pilze ans Tageslicht hervorbringen könnten. Bei erneuten 30 Grad im Schatten suchte ich die letzten feuchten Ecken in unseren Wäldern nach Pilzen ab. Anfangs sehr verhalten und dann konnte ich doch noch einige kleine Schönheiten finden. Wieder ein neuer Fundort und Lokalität von dem winzigen rosa Moosbecherling Octospora lilacina und diverse Schildborstlinge, aber eine Scutellinia konnte ich noch nicht bestimmen. Für morgen habe ich auch schon einen Plan, aber danach wird es wirklich eng und ich weiß beim besten Willen nicht, wo ich noch nach Pilzen suchen kann.

 

21.08.2022 - Jetzt am Wochenende, aber auch unter der Woche war ich verschiedenen Biotopen nach Pilzen schauen, große Pilze mit Stiel und Hut gab es kaum mal und von kleinen Becherlingen gab es auch nur ein paar der häufigen Arten. Natürlich hat sich meine Suche auf die Lokalitäten beschränkt, die am 05.08. etwas von dem Regen abbekommen haben. Leider waren es in erster Linie Gebiete mit sandigen Böden und dort war von Feuchtigkeit im Boden kaum was zu erahnen. Was die Regenfälle vom 17.08. bewirkt haben, werden wir wohl erst frühstens am nächsten Wochenende erleben. Viel verspreche ich mir auch da nicht, aber vielleicht werde ich ja positiv überrascht.

 

03.09.2022 - Am vergangenen Samstag lud der Pilzverein in Rehna wieder zum Grillen ein. Die kleine Frischpilzausstellung fiel zwar nicht so artenreich wie im letzten Jahr (Sommerfest 2021) aus, aber ein paar Pilze wurden es dann doch. Es war ein schönes Treffen, nette Menschen, leckeres aus der Kategorie Fleisch, selbstgemachte Brote und Salate. Lustige Gespräche, gepaart mit ein paar Pils rundeten den Abend ab. An dieser Stelle noch einmal Danke an alle Helfer und an alle fleißigen Hände, die sich an den Vorbereitungen der kulinarischen Köstlichkeiten beteiligt haben. Grüße gehen auch an alle Interessierten und Mitglieder raus, die es aus den unterschiedlichsten Gründen nicht geschafft haben daran teilzunehmen. Tschüss bis zum nächsten Treffen und ich verbleibe mit einem Ahoi aus Wismar / Rehna.

 

17.09.2022 - Die letzten Wochen war ich fast ausschließlich in extrem trocknen Wäldern unterwegs und habe dementsprechend auch nur selten mal einen frischen Pilz gesehen. Ähnlich war es auch heute wieder, ich war in drei unterschiedlichen Waldtypen und Pilze waren Mangelware. Hier und da mal ein paar Helmlinge und andere Kleinpilze an Totholz, aber das war es denn auch schon wieder. Da ich in den Wäldern nicht mal einige schöne Fotomotive fand, entschloss ich mich, mit meiner Tochter noch ein paar Wiesen-Champignons für die Oma zu sammeln. Es standen reichlich von ihnen herum, aber es waren viele madig, sodass man nur ca. jeden Fünften zum Verzehr einsammeln konnte. An der Pilzfront kann es ja nur besser werden, denn schlechter geht es kaum noch. Zwei potenziell gute Wälder habe ich mich schon herausgesucht und werde sie morgen und unter der Woche inspizieren.

 

23.09.2022 - Nachdem es nun zwei Wochen her ist, seitdem es in vielen Regionen endlich ergiebige Regenfälle gab, machte ich mich heute in ein Waldgebiet in der Nähe von Neukloster auf. Im Vorfeld war ich recht zuversichtlich, aber kaum im Wald angekommen, merkte man schnell, dass die Pilze hier noch nicht so richtig wachsen wollten. Viel war nicht zu finden, ein paar Steinpilze, Stockschwämmchen, Ziegelrote Schwefelköpfe und einige hübsche orangerote Becherlinge (Aleuria aurantia). Anderen Pilzsuchern erging es ähnlich, so berichteten auch ein Mann und Frau aus der Ortschaft Jürgenshagen, viel gäbe es noch nicht. Entweder waren wir alle noch zu früh in dieser Ecke unterwegs oder die Niederschläge haben nach der langen Trockenheit immer noch nicht ausgereicht. Heute war ich aus Zeitgründen nicht weiter in den Wäldern unterwegs und für morgen habe ich auch noch keine richtige Idee. Das Wetter soll etwas feuchter werden, Nieselregen und leichte Schauer sind angekündigt, für das Wachstum der Pilze zwar gut, aber für das Fotografieren von schönen und seltenen Pilzen ist es eher ungeeignet.

 

24.09.2022 - Die heutige Vereinswanderung vom Pilzverein Rehna durch den Woitendorfer Wald war wohl ein voller Erfolg. Es war HERRLICH und ergiebig, so schilderte es der Vereinsvorsitzende Torsten Richter. Alles, was das Herz begehrt ... Steinpilze, Flockenstielige Hexenröhrlinge, Stockschwämmchen, frischeste Maronen, Schopftintlinge und Hallimasch, bis der Arzt kommt. Torsten war sehr überrascht über die vielen Pilze! So waren auch schöne Funde für's Mikroskop dabei, ein spannender Täubling und eine tiefgenabelte Entoloma mit blauem Stiel, die aber noch auf ihre genaue Bestimmung warten. Einige Becherlinge sind auch ins Netz gegangen sowie ein schönes Gruppenbild.

 

30.09.2022 - Gleich nach Feierabend bin ich noch in einen Buchenwald gefahren und hatte eigentlich vor, nur einige Pilze zu fotografieren. Kurz nachdem ich ein paar Bilder vom Anis-Zähling und vom Igel-Stäubling gemacht hatte, sah ich plötzlich so makellose Steinpilze, dass ich nicht an ihnen vorbeikam. Zum Glück hatte ich einen kleinen Korb dabei, in dem ich meistens nur ein paar Sachen zum Fotografieren mit mir herumtrage. Rasch noch einige Bilder gemacht und anschließend sammelte Emma einen schönen Steinpilz nach dem anderen. Selten so viele und in so einer guten Qualität gefunden oder gesehen. Kein einziger Fruchtkörper hatte eine Made an Bord, sogar die Schnecken hatten Respekt vor diesen Schönheiten und verköstigten sich nicht an ihnen.