Pilztagebuch - 1. Quartal 2021


Januar * Februar * März

01.01.2021 - Ein frohes neues und vorallen ein gesundes neues Jahr, wünschen wir. Ahoi aus Wismar.

 

02.01.2021 - Gestern war ich in einer Kiesgrube bei Roggenstorf unterwegs, wo es aber nichts Neues oder  Besonderes zu finden gab. Heute ging es trotz Regen in Richtung Schwerin und dort waren wir der Suche nach kleinen Moosbecherlingen (Lamprospora) auf dem Wirtsmoos Ceratodon. Moosbecherlinge konnte ich finden, aber leider "nur" Octospora's, viele rosa Exemplare von Octospora rubens und einige sehr kleine, behaarte Octospora's hetieri. Auf dem Rückweg hielt ich mit meiner Tochter noch an einem altbekannten Kieswerk an und suchte erneut die kürzlich gefundene Peziza. Diese konnte ich nicht finden, aber dafür ein Feuchtgebiet mit Lebermoosen. Das ist sehr interessant! Diese Stelle werde ich mir merken und spätestens im Sommer gezielt absuchen, weil ich denke, dass diese Stelle auch im Sommer nass oder zumindest feucht sein wird. Morgen wird es wohl zu einer Steilküste gehen, aber mit der ganzen Familie. Deswegen werde ich nicht die ganze Zeit gezielt die steilen Hänge nach winzigen Moosparasiten absuchen.

 

05.01.2021 - Neue Pilze gab es gestern und heute bei mir nicht, da es nach Feierabend fast dunkel ist. Die nächsten Tage sollen kälter werden und das mit reichlich Niederschlag. Natürlich ist in dieser Jahreszeit mit Schnee und Eis zu rechnen. Deswegen steht es noch etwas in den Sternen, ob ich Freitag bzw. am Wochenende zu einer Exkursion aufbrechen werde. Selbstverständlich werde ich trotzdem unterwegs sein, aber ob ich pilztechnisch fündig werde, kann ich nicht vorhersehen.

 

10.01.2021 - Am Wetter hat sich kaum etwas geändert. Die Temperaturen liegen nachts bei -1 bis -2 Grad und am Tag hat es sich zwischen 0 und 3 Grad Plus eingependelt, dazu immer wieder Regen bzw. Schneeregen. Die klassischen Winterpilze gedeihen bei solch einer Witterung natürlich prächtig. Judasohren, Austernseitlinge und Samtfußrüblinge gibt es im Moment jedenfalls reichlich. Gestern war ich auf Endmoräne bei Neukloster unterwegs, eine tolle Gegend mit vielen verschiedenen Moosen. In diesem Gebiet werde ich wohl mal eine längere Tour machen. Ich denke, dass es dort nicht nur für Moosbecherlinge interessant sein kann. Wenn alles klappt, wie ich es mir vorstellen, dann werde ich die Tage mal eine Exkursion mit Chris Engelhardt starten. Die Wetteraussichten sind nicht so rosig, deswegen werden wir es spontan entscheiden und vom Wetter abhängig machen. Pilze werden wir auf jeden Fall finden.

 

19.01.2021 -  Ein paar kalte Tage liegen hinter uns und nun geht es erst einmal mit milder Witterung weiter. Die Jagd nach Becherlingen kann also auch wieder weitergehen. Anhaltender Regen wird die letzten kleinen Eisinseln schnell zum Schmelzen bringen und ab dem Wochenende wird es dann wohl wieder verstärkt auf die Suche nach Pilzen gehen. Erfahrungsgemäß erleben wir in Mecklenburg sehr häufig milde und frostfreie Wintertage. Dafür bekommen wir leider oft im März einen späten Kälteeinbruch, der sich dann nicht selten bis in den April reinzieht. Währenddessen in der Schweiz, Österreich und Süddeutschland schon in der Regel Mitte März die ersten Morcheln gesammelt werden können, müssen wir, die hier in Norddeutschland leben, häufig noch lange in die Röhre gucken. Deswegen ist es für mich und für einige Pilzfreunde von Moosbecherlingen umso wichtiger, die relativ milden Wintertage zu nutzen.

 

23.01.2021 - Gestern war ich an der Steilküste bei Beckerwitz bis Höhe Strand in Hohen Wieschendorf. Bis auf ein kleines Nest mit weißen Becherlingen (Bryoscyphus dicrani) im Moos, konnte ich sonst keine interessanten Pilze entdecken. Heute war ich auf einem alten Militärplatz und später in der Kiesgrube bei der Autobahn A19, Abfahrt Jesendorf unterwegs. Hier sah es mit frischen Pilzen auch eher bescheiden aus. Viele unterschiedliche Moose und auch verschiedene Bodentypen gibt es in diesem Kiestagebau, aber etwas darauf finden konnte ich heute nicht. Heute Morgen war der Boden stellenweise gefroren und auch heute Nacht können die Temperaturen unter Null rutschen. Wie dem auch sei, morgen wird es höchstwahrscheinlich wieder an den Strand oder an die Steilküsten der Ostsee gehen, ich kann nach Pilzen schauen und der Hund kann freilaufen.

 

24.01.2021 - Während es in Wismar heute grau und nass war, hat Felix Hampe aus Hessen seine erste Homepage erfolgreich fertiggestellt. Sie ist ab sofort unter www.pilz-wissen.de erreichbar. Felix Hampe ist ein naturbegeisterter Pilzfreund mit jeder Menge Forschergeist. Er ist nicht nur daran interessiert noch mehr Wissen in sich aufzusaugen, sondern möchte sein großes Wissen über die Pilze auch gerne anderen vermitteln. Bereits seit 2005 ist er Pilzsachverständiger der DGfM und momentan einer der Schriftleiter der Zeitschrift für Mykologie. 2018 erhielt Felix den Adalbert-Ricken-Preis für sein Engagement in der Erforschung der Milchlinge und Täublinge sowie für Aktivitäten als Feldmykologe. Ab sofort können auf der Homepage www.pilz-wissen.de Termine für geführte Pilztouren oder für Mikroskopierkurse vereinbart werden.


28.01.2021 - Während die Temperaturen mit über 10 Grad im Südwesten des Landes fast schon frühlingshaft mild sind, müssen wir uns im Norden mit nervigen Nachtfrösten herumärgern. Diese Tatsache kann ich mir nicht schönreden und erschwert natürlich die Planung für das kommende Wochenende. Eigentlich hatte ich mir ein Torfabbaugebiet vorgenommen, aber Pilze oder Moose auf gefrorenen Boden zu suchen, ist selten von Erfolg gekrönt. Finden kann man natürlich immer etwas, aber die Bilder und die darauf folgende Bestimmung der Funde sind dann auch immer nur dementsprechend schlecht. Zur Stunde habe ich also noch keinen Plan, was genau ich suchen werde und wo ich am Wochenende überhaupt unterwegs sein werde. Falls jemand etwas weiß, für Ideen und Anregungen habe ich immer ein offenes Ohr.

 

 

31.01.2021 - Es ist zwar selten, aber es kann tatsächlich auch in Wismar mal Schnee vom Himmel fallen. Zwangspause für die Pilzsuche! Leichter Frost wäre nicht so schlimm, aber minus 7 Grad in der Nacht mit einer geschlossenen Schneedecke ist ein klassischer K. O.-Schlag. Neuer Schneefall ist erst einmal nicht in Sicht, aber die Temperaturen sollen im Minusbereich bleiben. Langweilig sollte es trotzdem nicht werden, ich habe noch einige Proben in Kultur und ansonsten noch jede Menge Pilzbilder, die sortiert und hier auf der Website hochgeladen werden müssen.

 

04.02.2021 - Der erwartete Schneesturm am Wochenende wird sehr wahrscheinlich an Mecklenburg-Vorpommern vorbeiziehen. Ein kalter Ostwind kommt dennoch auf und für einen Winter üblich, können auch einige Schneeschauer mit dabei sein. Der Deutsche Wetterdienst geht davon aus, dass der erwartete Schneesturm am Wochenende in Norddeutschland voraussichtlich Niedersachsen und Bremen am stärksten treffen wird. Wir lassen uns überraschen und nehmen es, wie es kommt.

 

18.02.2021 - Die kalten Tage mit Schnee, eisigen Wind und Minusgrade bis -17 Grad liegen nun erst einmal hinter uns. Der Schnee schmilzt extrem schnell und ab kommenden Samstag sollen wir schon milde Temperaturen von 10 bis 14 Grad bekommen. Man könnte von einem Frühlingsanfang sprechen, aber wir haben erst Mitte Februar und der Winter ist noch nicht vorbei. Ein später Kälteeinbruch im März ist jedenfalls hier in Norddeutschland nichts Ungewöhnliches. Wir werden mal schauen, wie es kommt. Jedenfalls werde ich, spätestens ab den Übernächsten Wochenende wieder auf Pilzsuche gehen. Jetzt, am Samstag oder Sonntag möchte ich ein Moor bzw. ein altes Torfabbaugebiet genauer anschauen. Jetzt zur kalten Jahreszeit dürfte dieses Gebiet noch nicht so stark zugewachsen oder verkrautet sein. Sollte es für mich pilztechnisch von Interesse sein, werde ich schauen, ob es sich lohnt, im Sommer oder Spätherbst dort intensiv auf die Suche zu gehen.

18.02.2021 - Unglaublich! Letzte Woche steckten wir mit knapp minus 20 Grad und dicker Schneedecke tief im Winter fest und heute haben wir herrlichen Sonnenschein mit 14 Grad im Schatten. Der Schnee ist nun fast vollständig geschmolzen und die Jagd nach Pilzen und vor allem nach Becherlingen ging gestern schon wieder los. Den Start machten gestern schöne und knallrote Kelchbecherlinge (Sarcoscypha coccinea). Diese Art kenne ich bisher nur von einem Standort, im Gegensatz zu den etwas häufiger zu findenden österreichischen Kelchbecherling (Sarcoscypha austriaca). Heute konnte ich neben dem Moosbecherling (Octospora affinis) noch kleinere Becherlinge an Totholz finden. Winzige und haarige Becherlinge namens Lachnella merismodes. Ab Mitte nächster Woche sinken die Temperaturen wieder in den einstelligen Bereich, aber es bleibt trocken und frostfrei. Im Südwesten Deutschland wurden schon die ersten Giftlorcheln (Gyromitra esculenta) gefunden und fotografiert. Es ist eine Frage der Zeit, bis in der Schweiz, Österreich oder in Süddeutschland die ersten Morcheln des Jahres 2021 gefunden werden. Gestern konnte ich von einer alten Speicherkarte noch einige Trüffel-Videos vom letzten Sommer retten. Wenn ich herausgefunden habe wie ich Filme hochladen kann, dann kann ich die kleinen Filme von den Trüffeln hier auch mal zeigen.

 

27.02.2021 - Der Boden ist nun seit einer Woche wieder frostfrei, aber die Pilze brauchen wohl noch ein paar Tage. Die heutige Suche nach Moosbecherlingen war noch nicht von Erfolg gekrönt, wenigstens konnte ich ein schönes Paar von blaugrünen Adermooslingen (Arrhenia chlorocyanea) finden. Die Temperaturen bleiben weiterhin im Plusbereich und frische Pilze werden dann auch wieder verstärkt wachsen. Eine richtige Idee für morgen habe ich noch nicht, aber irgendwo wird es mich schon hinverschlagen und Pilze wird es mit Sicherheit auch geben.

 

12.03.2021 - Der "Glückspilz" Jürg Marti aus der Schweiz hat mir gerade wieder schöne Bilder von kleinen Morcheln geschickt. Sie sahen aus wie gemalt und es werden täglich mehr. Nicht mehr lange und wir dürfen uns wohl bald auf die ersten Speisemorcheln aus dem Emmental freuen. Wir dagegen an der Ostsee hatten in den letzten drei Nächten wieder Frost bis minus 7 Grad. Die nächsten Tage soll es aber frostfrei bleiben, bis es in der nächsten Woche wieder kalt werden soll. Da es voraussichtlich bis Dienstag immer wieder Regen geben soll, war ich heute nach der Arbeit noch schnell im Auwald. Ich kontrollierte einige Stellen mit Becherlingen, die zu dieser Zeit dort wachsen, aber finden konnte ich sie dort heute nicht.

 

21.03.2021 - In den letzten Nächten hatten wir immer wieder nervige Minusgrade, aber das sollte nun wirklich dem Ende angehören. Ab der kommenden Nacht wird es frostfrei bleiben und ab Donnerstag kommt ein Tiefdruckgebiet mit über West-Mecklenburg, mit dem Regen wird es auch im Allgemeinen etwas milder werden. Pilze gab es am Wochenende so gut wie keine zu finden. Zwar konnte ich die ersten kleinen Scheibenlorcheln im Fichtenwald entdecken, aber das war es denn auch schon. Heute in einer Kiesgrube sah es nicht besser aus, von Moosbecherlingen gab es nicht die Spur. Ich denke, mit den ersten Morcheln müssen wir uns hier im Norden noch etwas gedulden, rein vom Gefühl her noch mindestens einen Monat. Egal, so lange das Thermometer nicht wieder in den Frostbereich rutsch, wird es andere Sachen zu finden geben. Vielleicht finde ich in der Zwischenzeit mal ein paar Spitzmorcheln, diese wachsen etwas früher und aber sie sind noch seltener in Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt noch so viel Pilze, die im Frühling wachsen, die ich gerne noch finden möchte. Also langweilig wird es auf keinen Fall werden.

 

25.03.2021 - Nun war es ein paar Tage milder und die letzten frostigen Tage liegen endlich hinter uns. Ab dem kommenden Samstag sind zwar Temperaturen im zweistelligen Plusbereich zu erwarten, aber dies ist gepaart mit Niederschlägen. Regen soll uns denn bis nächsten Donnerstag begleiten. Morgen soll es aber noch trocken bleiben und ich werde wahrscheinlich gleich nach der Arbeit aufbrechen, um zu sehen, ob ich vielleicht doch irgendwas an frischen Pilzen finden kann. Irgendwann muss und wird es auch bei uns im Norden wieder losgehen. Während in der Schweiz schon seit ein paar Wochen die Spitzmorcheln wachsen, zeigen sich nun in Baden-Württemberg die ersten Speisemorcheln im Stadtgebiet. Ich habe einmal gehört, dass sich das Wachstum der Morcheln pro Tag immer 40 Kilometer nördlich bewegt. Das hieße, die ersten Morcheln 2021, gäbe es denn in knapp 20 Tagen auch in Mecklenburg-Vorpommern. Mal schauen, wann die ersten Funde an der Ostsee gemeldet werden.

 

27.03.2021 - Gestern habe ich bei der Hunderunde einen Morchelbecherling im Wismarer Stadtgebiet gesichtet. Darauf hin habe ich heute eine sehr zuverlässige Stelle besucht, an dem diese nach Chlor riechenden Becherlinge wachsen. Sehr enttäuschend, da ich nicht einmal kleine Exemplare ausmachen konnte. Bei der Gelegenheit habe ich noch nach anderen Pilzen Ausschau gehalten, die in diesem Gebiet wachsen. Kurz zusammengefasst war es eine eher trostlose Pilzrunde, aber dann kurz vor dem Ende, fand ich kleine schwarze Becherlinge auf einer umgekippten Esche. Zuerst war ich mir unsicher, ob es sich überhaupt um Pilze handelt, habe ich doch noch nie schwarze Pilze an loser Rinde bewusst wahrgenommen. Durch schnelle Hilfe eines Pilzfreundes und durch das Abgleichen der mikroskopischen Merkmale konnte die Art schnell bestimmt werden. Es handelt sich um den schwarzen Eschen-Becherling (Sclerencoelia fraxinicola). Für mich persönlich eine komplett neue Art und laut Verbreitungskarten wurde dieser Pilz in M-V noch nicht kartiert. Allgemein scheint es bisher davon in ganz Deutschland nicht allzu viele eingetragene Funde zu geben.