Pilztagebuch - 1. Quartal 2019


Januar * Februar * März

02.01.2019 Die erste Pilztour und der erste Arbeitstag im neuen Jahr wurden erfolgreich absolviert. Die ersten schönen Pilze, die mir 2019 unter die Lupe kamen, waren gestern winzig kleine Moosbecherlinge. An den unteren Enden des Wirtsmoos Orthotrichum affine, gab kleine Becherlinge die einen Durchmesser von einem Millimeter hatten. Sehr schwer zu finden und noch schwerer ist es, sie mit einer 0815 Kamera ordentlich zu fotografieren. Ich denke aber, als Belegfoto sollte es dennoch reichen. Während ich heute bei recht frischem Wind arbeiten war, war es wohl für die Feuerwehr und dem THW noch unangenehmer, denn gleich zum Jahresbeginn hat es Wismar mit dem ersten Hochwasser des Jahres zu tun. Mal schauen, ob sie die Lage morgen wieder etwas entspannt hat.

 

05.01.2019 Durch einen Providerwechsel habe ich erhebliche Schwierigkeiten mit dem Internet, abgesehen davon, dass dadurch Haustelefon und Fernseher auch nicht funktionieren. Wenn ich Pech habe, hält dieser Zustand noch bis zu zwei Wochen an. Zum Glück braucht das Mikroskop heutzutage noch keinen Internetzugang, sodass ich wenigstens etwas machen kann, nachdem es halb fünf dunkel ist. Heute war ich in Westmecklenburg unterwegs, außer 2 Arten von Moosbecherlingen, gab es weiter nichts. Dafür war das Wetter sehr angenehm, etwas Sonne und das bei milden 8 Grad, so kann es gerne bleiben.

 

08.01.2019 Stürmisch geht es weiter an der Ostsee, die Schäden vom letzten Hochwasser sind noch nicht ganz beseitigt und da tobt nun schon der zweite Sturm des Jahres. Der Wind bläst stark von Nordwest und drückt das Wasser wieder kräftig in die Wismarbucht. Heute in der Mittagspause schaute ich mich etwas nach Pilzen um und konnte sogar winzig kleine Becherlinge finden. Nach Feierabend mikroskopiert und als Lasiobolus ciliatus abgeheftet.

 

11.01.2019 Digital bin ich immer noch so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten, aber in knapp einer Woche sollten meine Internetprobleme endlich Vergangenheit sein. Inzwischen war ich an der Beckerwitzer Steilküste unterwegs und Günter Miglanz aus Trier schickte mir einige Exemplare von Moosbecherlingen. Die Bestimmung ging mehr als schnell, die Becherlinge tragen den wissenschaftlichen Namen Octospora musci-muralis und wachsen an dem Wirtsmoos Grimmia pulvinata. Wenn das Wetter morgen mitspielt, fahre ich zu einer schönen Wiese mit Schafen und anschließend werde ich noch eine Kiesgrube bei Schwerin besuchen.

 

13.01.2019 Gestern war das Wetter schon sehr bescheiden, aber heute ist es noch ungemütlicher geworden. Den ganzen Tag Nieselregen und zum Nachmittag legte der Wind wieder zu, sodass es zum Abend hin wieder recht stürmisch war. So war ich gestern nicht in der Kiesgrube bei Schwerin, sondern klapperte ein paar Ecken im Wismarer Stadtgebiet ab. Viel gab es nicht, ein paar neue Punkte für die Verbreitungskarten, aber neue Sachen waren für mich nicht dabei. Heute inspizierte ich eine Wiese und zwei Brandstellen, an den Feuerstellen gab es nichts und auf der Wiese gab es zwar viele Moosbecherlinge, aber eben immer nur dieselbe Art, Octospora axillaris var. tetraspora. Diese Art wurde in Deutschland erst wenige Male nachgewiesen, bzw. dokumentiert. In Wismar und in Nordwestmecklenburg scheint diese Art jedenfalls häufig zu sein. Es ist die dritthäufigste Octospora, die ich hier im Einzuggebiet bisher nachweisen konnte. Heute konnte ich noch recht hübsche weiße Becherlinge an Schwarzerle finden. Was genau es ist, versuche ich gerade mithilfe eines Experten auf diesem Gebiet, herauszubekommen.

 

17.01.2019 Nach 2 Wochen und einer gefühlten Ewigkeit läuft das Internet wieder einwandfrei. Die Woche verlief wettertechnisch mild, nass und trüb. Durch wenig Freizeit gibt es von der Pilzfront nichts Neues zu berichten. Ab morgen soll es zwar freundlicher werden, aber dafür auch deutlich kälter und ab Anfang nächster Woche, sieht alles sogar nach Dauerfrost aus. Der Winter steht nun quasi vor der Tür und ich werde die kommenden Tage ausgiebig nutzen, um noch ein paar schöne Pilze zu suchen und bestenfalls auch zu finden.

 

27.01.2019 Eine Woche Frost liegt hinter uns, aber nun scheint sich die Situation wieder etwas zu entspannen. Mit Plusgraden knapp über dem Gefrierpunkt geht es die kommenden Tage weiter. Die relativ milden Temperaturen werden in den nächsten Tagen hoffentlich ein paar Pilze zum Vorschein bringen. Am Mittwoch konnte ich bei beruflichen Baumarbeiten, den Moosbecherling Octospora affinis erstmals in Wismar nachweisen. Ein bisschen Glück gehört eben auch dazu. Währenddessen gab es einige kleine 0,8 Millimeter große Becherlinge in Dosen, nämlich Ascobolus sacchariferus auf Wisentlosung und heute neu für mich, der Lärchen-Haarbecherling (Lachnellula occidentalis). Nicht selten, aber im Winter freut man sich über jeden Pilz und obendrein sind sie hübsch anzusehen.

 

08.02.2019 Wenn es nicht erst Anfang Februar wäre, dann hätte ich wirklich die Hoffnung, dass der Frühling vor der Tür steht. Milde Temperaturen haben sich eingeschlichen und es sieht so aus, als würde dies die nächsten Tage auch so weitergehen. Ich denke aber, der Winter wird sich schon noch mal mit eisiger Kälte zurückmelden, denn bis zum Frühlingsanfang ist es noch eine lange Zeit. Da es trotz geringem Niederschlag relativ feucht draußen ist, wird es die nächsten Tage auch wieder mehr frische Pilze zu finden geben. Ich für meinen Teil werde das Wochenende nutzen, um mir einige Biotope genauer anzusehen. Natürlich mit dem Hintergedanken, dort auch ein paar schöne Sachen zu finden.

 

10.02.2019 Das war ja wohl nichts mit einem pilzreichen Wochenende, denn es ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Da sich die Temperaturen auch weiterhin im Plusbereich bewegen sollen, ist der gefallende Regen doch eigentlich von Vorteil. Spätestens am nächsten Wochenende werde ich zusammen mit Torsten Richter eine Tour zu machen und bei der momentanen Wetterlage, sollten wir doch jede Menge tolle Sachen finden. Vielleicht werde ich auch unter der Woche mal einen Tag freimachen und auf die Jagd gehen.

 

16.02.2019 Frühlingshaft milde Tage aber trotzdem frostige Nächte. Für Mitte Februar ist es mit 15 Grad zwar merkwürdig warm, aber wer bin ich um mich darüber zu beschweren. Ich glaube zwar, dass der Winter noch mal zurückkommt, aber von mir aus kann es ruhig schon Frühling werden. Die Sonne strahlt am blauen Himmel und interessante Pilze gibt es auch. Gestern konnte ich Ascobolus crenulatus finden, vorgestern Anthracobia melaloma auf Brandstelle und heute eine noch ungeklärte Pachyella / Peziza ebenfalls auf der Brandstelle im Kiefernwald. Morgen Vormittag wollte ich eigentlich mit Torsten Richter eine Tour durch die Kiesgrube machen, aber das werde ich aus Zeitgründen nicht schaffen. Aus diesem Grund werde ich mir für morgen eine Stelle aussuchen, die etwas dichter an Wismar liegt, und werde kurz alleine nach ein paar Pilzen suchen. Das Wetter jedenfalls soll morgen wieder fantastisch werden.

 

21.02.2019 Das Wetter ist weiterhin sehr mild unterwegs, in den letzten Tagen lagen die Temperaturen zwischen 6 und 13 Grad. In den kommenden zwei Nächten wird es zwar leichten Bodenfrost geben, aber ansonsten klettern die Temperaturen auch in den folgenden Tagen in den zweistelligen Bereich. Auf "meiner" kürzlich entdeckten Brandstelle konnte ich zwei weitere Arten finden, aber leider bleibt es bisher nur bei der Gattung. Die Fruchtkörper sind noch nicht reif gewesen und deswegen ist eine genaue Artbestimmung nicht möglich. Ich hoffe, dass sie in der Dose noch nachreifen. Morgen oder am Wochenende werde ich dort noch mal suchen gehen, außerdem habe ich mich mit Torsten Richter für eine Exkursion verabredet. Wer weiß, was es in so einem milden Februar alles zu finden gibt.

 

24.02.2019 Wer hätte das gedacht, nachdem 2018 alle Fundorte des sehr seltenen Becherlings leer geblieben waren, dass sie in diesem Jahr um ein vielfaches Auftauchen. Peziza labessiana dürfte inzwischen die am besten studierte Peziza von Torsten und mir sein. In diesem Jahr wollen wir unter anderem noch einen Artikel über die besagte Art veröffentlichen. Einen größeren Bericht über neue Pezizales aus Mecklenburg-Vorpommern wollten wir eigentlich auch schreiben, aber aus Zeitmangel und ständig neuen Funden, wird es bestimmt erst 2020 etwas. Wettertechnisch war das Wochenende sehr schön, zwar noch etwas frisch, aber Sonne von früh bis spät. Ich war im Auwald unterwegs und konnte neben den oben erwähnten Becherlingen auch noch den nicht häufigen scharlachroten Kelchbecherling (Sarcoscypha coccinea) finden. Die nächsten Tage bleibt es weiterhin mild und zum Ende der Woche sind sogar Regenschauer möglich.

 

Am Freitag traf ich mich mit Chris Engelhardt und ich zeigte ihm die Stelle der Peziza labessiana. Bilder von dieser Art habe ich nun wirklich mehr als genug, aber trotzdem kam ich nicht drum herum, wieder neue Fotos zu machen. Ein wahres Massenaufkommen (300 bis 400 Stück auf einer Fläche von 15x10 Meter) dieser Art sieht man bestimmt nicht zweimal in seinem Leben. Am Samstag war ich an der Küste entlang, ein paar alte Brandstellen inspizieren. Leider sind alle, die ich letztes Jahr notiert habe, durch das Hochwasser Anfang des Jahres verschwunden. Heute habe ich noch einige Sachen mikroskopiert, für die ich in der letzten Woche keine Zeit mehr hatte. Die nächsten Tage wird es keine Bodenfröste mehr geben, aber dafür wird es stürmisch und verregnet.

 

12.03.2019 Weiterhin herrscht mieses Wetter an der Küste, so wie die letzten zwei Wochen auch. Es ist windig bis sehr stürmisch, mit Graupel oder kurzen Regenschauern und das alles bei grauem Himmel. Wenn doch wenigstens mal nennenswerter Niederschlag fallen würde, dann hätte das alles auch was Gutes. Für Donnerstag wurde auch schon wieder eine Sturmwarnung rausgegeben. Am Wochenende war ich in einigen Wäldern unterwegs und schaute, ob sich schon die erste Frühjahrslorchel oder der erste Morchelbecherling zeigt, leider Fehlanzeige. Dafür konnte ich heute einen neuen Standort vom Becherling (Peziza labessiana) ausfindig machen. Das Kuriose ist, dass ich nicht auf der Suche war, sondern zufällig bei der Arbeit. Ansonsten mikroskopiere ich zurzeit viel aus der Gattung Ascobolus und Brandstellen-Pilze.

 

Ab Dienstag scheint sich das Wetter endlich etwas zu beruhigen. Wind und Sturm werden nachlassen, die Temperaturen sollen in den zweistelligen Bereich klettern und es bestehen gute Chancen, dass wir mal wieder ein paar Sonnenstrahlen abbekommen. Auch wenn in den letzten Wochen Herbstwetter herrschte, so richtige Regenfälle gab es nicht, aber für einige Frühjahrspilze wird es gereicht haben. Ab dem nächsten Wochenende wird es sicher mit den ersten Gift- und Scheibenlorcheln losgehen und ich bin guter Dinge, dass sich dann auch bald die ersten Morchelbecherlinge blicken lassen. Wetterbedingt war ich am Wochenende nicht viel unterwegs und stattdessen habe ich noch ein paar Zusendungen mikroskopiert, dabei gab es unter anderem schöne Moosbecherlinge (Octospora excipulata) aus Niedersachsen und ein paar tolle Becherlinge von einer Brandstelle aus Hessen, die ich als Peziza violacea bestimmt habe. Ein Artporträt von dieser Art folgt in der nächsten Woche.

 

21.03.2019 Der Frühling kommt mit großen Schritten immer dichter. Die Temperaturen sind am Tag nun zweistellig, die Nachtfröste sind vorbei und die Artenvielfalt wird nun auch wöchentlich zunehmen. Morgen habe ich frei und werde nachschauen, ob sich in Sachen Frühjahrslorcheln schon etwas tut. Hauptsächlich möchte ich aber den Kiefernnadeln-Becherling (Desmazierella acicola) suchen und bestenfalls auch finden. Mal schauen, was es morgen in den sandigen Kiefernwald gibt.

 

24.03.2019 Wie oben auf dem Bild zu sehen ist, wachsen bereits die ersten Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta), unter Kiefern und Fichten gibt es neben den Giftlorcheln auch bereits die ersten kleinen Becherlorcheln (Helvella leucomelaena) und Scheibenlorcheln (Discina ancilis). Dann schaute ich im Bruchwald, ob oder wie weit die Morchelbecherlinge sind. Da ich keine fand, dachte ich, es sei noch zu früh, aber dann stand plötzlich ein Exemplar von ca. 8 cm vor mir. Mein Fazit, wachsen tun sie zu mindestens, aber wie es aussieht, wird es wohl für diese Art ein bescheidenes Jahr werden. Heute traf ich mich mit Chris Engelhardt und wir machten eine Tour am Stausee, unweit von Wismar. Neues gab es in Sachen Pilze für mich nicht zu entdecken, aber das Wetter war toll und im Wald war es angenehm ruhig. Feuchtigkeit fehlt immer noch im Boden, und wenn es nicht mal kräftig und flächendeckend regnet, dann sehe ich für die bevorstehende Morchelsaison und für andere Frühlingsarten schwarz.

 

30.03.2019 Unter der Woche hatte ich sehr viel zu tun, sodass ich die Nachmittage nicht im Dienste der Sache unterwegs sein konnte. Während der Arbeit konnte ich zwei Atlaszedern im Wismarer Stadtgebiet entdecken, die ich mir heute Vormittag gleich genauer angesehen habe. Leider konnte ich die gewünschte Pilzart unter den in Mecklenburg sehr seltenen Nadelbaum nicht finden. Da das Wetter traumhaft schön war, fuhr ich danach in einem Auwald und schaute, was es in puncto Morchelbecherlinge Neues gibt. Ein paar konnte ich finden und nebenbei auch die ersten Anemonen-Becherlinge (Dumontinia tuberosa). Mit 18 Grad war es heute der bisher wärmste Tag des Jahres, aber ab heute Abend fallen die Temperaturen wieder und wir müssen uns sogar auf Minusgrade in der Nacht von Sonntag auf Montag einstellen.