Pilztagebuch - 1. Quartal 2022


Januar * Februar * März

01.01.2022 - Ein frohes und vor allem ein gesundes neues Jahr wünschen wir.

 

28.01.2022 - An der Ostsee haben wir wieder starken Wind mit teils orkanartigen Böen, deshalb ist die Pilzsuche in den Wäldern tabu. Zum Glück gibt es nicht nur Wälder, indem man fündig werden kann. Durch leider zu wenig Freizeit komme ich kaum damit hinterher, meine geplanten "Winterziele" einzuhalten. Am letzten Sonntag konnte ich, wenn auch nur kurz, einen Punkt von der Liste abhaken können. In einer Kiesgrube bei Krassow ging es einen Hang entlang, den ich schon lange einmal absuchen wollte. Obwohl es dort sehr vielversprechend aussah, konnte ich an Moosbecherlingen nur Bryoscyphus dicrani finden. Unter der Woche konnte ich denn doch mal wieder etwas Neues für mich finden, Ascobolus brassicae stand schon lange auf meiner Wunschliste und nun habe ich diese Art auch endlich gefunden. Bei einer Größe von unter einem halben Millimeter, stoße ich mit meiner Fototechnik an meine Grenzen. Scharfe Bilder sind da für mich nicht mehr möglich. Ich denke aber, für ein Belegfoto sollte oder muss es eben reichen. Heute hatte ich dank Überstunden einen freien Tag. Vormittags war ich mit dem Hund entlang der Ostsee unterwegs und selbstverständlich schaute ich auch dort nach Moosbecherlingen. Da es dort nichts Spannendes zu entdecken gab, entschloss ich mich noch in ein Gebiet auf Endmoräne zu fahren. Zwar gab es dort schöne Moosbecherlinge von Lamprospora tortula-ruralis, aber etwas anderes oder gar neue Sachen konnte ich nicht finden. Für das Wochenende ist leider wieder regnerisches Wetter mit starken Sturmböen angesagt. Mal sehen, ob Torsten Richter Zeit und Lust auf eine Tour hat oder wo es mich sonst hin verschlägt, entscheidet das Wetter.

 

03.02.2022 - Es fühlt sich weiterhin wie Herbst an, Stürme mit teils orkanartigen Böen, Temperaturen zwischen 2 und 7 Grad und ein Wettertief löst das andere ab. Für die Pilze eigentlich gute Wachstumsbedingungen, wenn man denn auch Zeit hätte, diese auch zu suchen. Am Wochenende soll es dann aber mal wieder so weit sein, dann werde ich mich mit Torsten und Sandra aus Hamburg zu einer gemeinsamen Exkursion treffen. Wo genau hingeht oder in was wie einem Habitat wir uns auf die Suche begeben, werden wir höchstwahrscheinlich an den Wetterbedingungen festmachen. Egal wo es hingeht, wir werden mit Sicherheit was finden, dass Wetter ist perfekt für Moosbecherlinge.

 

06.02.2022 - Samstag gab es die erste Pilztour für den Februar 2022. Ziel und Treffpunkt war ein ehemaliges Kiesabbaugebiet östlich der Landeshauptstadt Schwerin. Torsten Richter vom Pilzverein "Heinrich Sternberg" Rehna e.V. kam in Begleitung einer jungen Frau aus Hamburg. Bekanntlich laufe ich nun nicht gerade mit offenen Armen durch die Gegend, aber Sandra hat ein wirklich freundliches Gemüt und ich denke, dass mit uns dreien hat ganz gut gepasst. Wettertechnisch hatten wir sehr viel Glück, denn es blieb die ganze Zeit trocken und zusätzlich bekamen wir sogar noch etwas Sonnenschein ab. Guter Dinge starteten wir in Richtung Kiesgrubenlandschaft und dann kam es zu einem Schockmoment. Das gesamte rekultivierte Areal wurde mit dem Bulldozer plangemacht und unser Hauptziel des Tages wurde im wahrsten Sinne des Wortes dem Erdboden gleichgemacht. Egal, wir waren nun mal dort und warum sollte man sich dadurch den gesamten Tag verderben lassen. Wir suchten die verbliebenen Hänge ab und wurden auch recht schnell fündig. Viele kleine orange Moosbecherlinge begleiteten uns die gesamte erste Stunde lang. In erster Linie waren es die üblichen Verdächtigen aus der Gattung Octospora, wie gemmicola, crosslandii, leucoloma, coccinea. Octospora leucoloma var. tetraspora hatte sich freundlicherweise auch mit unter die Proben gemischt. Kaum hatten wir uns über den blaugrünen Nabeling unterhalten, der in diesen Habitaten vorkommen kann, da ertönte auch schon die glückliche Fundmeldung. Nun konnte Sandra die nicht so häufige Omphalina chlorocyanea auf Anhieb selber finden und fotografieren. Nachdem Torsten ein Erinnerungsbild von uns gemacht hatte, fanden wir ein paar kleine Exemplare aus der Gattung Lamprospora. Dieser Fund stellte sich bei der abendlichen Mikroskopie als L. miniata heraus. Nichts Neues, aber das weiß man ja vorher nicht. Wir suchten weiter und konnten doch eine kleine Ecke mit Birken, Weiden und dem ursprünglich gesuchten Lebermoosen aufspüren. Direkt auf den Lebermoosen konnten wir leider keine Moosbecherlinge nachweisen, aber zwischendurch gab es wenigstens noch Octospora similis an dem Wirtsmoos Bryum cf. caespiticium. Torstens Sammelleidenschaft beschränkte sich nicht nur auf Moosbecher und so tummelten sich in seinen Dosen auch Erdflechten, Gallertpilze und andere Winzlinge. Die Sammeldosen waren jedenfalls bei uns Dreien gut gefüllt und aufgrund der Tatsache, dass wir alle auch eine Heimreise vor uns hatten, beschlossen wir für heute Schluss zu machen. Ich für meinen Teil empfand es als eine sehr schöne Exkursion und deshalb wird es auch demnächst wieder heißen: die drei Moosbecherfreunde gehen gemeinsam auf Pilztour.  Auf den Rückweg kam ich noch an einer anderen Kiesgrube vorbei und dachte mir, bevor die Neugier mich zerreißt, halte ich da noch einmal fix an. Pilzige Sachen konnte ich da auf die Schnelle nicht mehr finden, aber so war ich wenigstens noch eine halbe Stunde an der frischen Luft. Mal sehen, wann das Wetter und die Zeit wieder eine Tour zulassen.
13.02.2022 - Samstag morgen war es in Wismar wieder eisig kalt und aus diesem Grund bin ich nämlich Freitag noch ins Kieswerk gefahren. Nach der Arbeit bin ich dort hin, um eine alte Brandstelle nach bestimmten Moosbecherlingen auf Barbula abzusuchen. Obwohl die Becherlinge wirklich klein waren, wurde trotzdem recht schnell fündig und konnte ein paar Fruchtkörper für die spätere Sequenzierung getrocknet. Am Wochenende habe ich angefangen, hier auf der Ostseepilze-Seite einige Sachen zu verändern und zwischendurch noch ein paar alte Proben an der Stereolupe angeschaut. Einige Ascobolusse haben sich entwickeln, dabei waren A. albidus, zwei frische A. brassicae und es scheinen Borstlinge aus der Gattung Cheilymenia zu entwickeln.
16.02.2022 - Kaum hat sie die Wetterlage etwas entspannt, zieht im Laufe der nächsten Stunden erneut ein Sturm über Mecklenburg-Vorpommern. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) drohen am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag schwere Sturmböen, kräftige Schauer mit orkanartigen Böen von bis zu 120 Kilometern pro Stunde. Eine offizielle Unwetterwarnung gilt ab heute Abend 20 Uhr und bis morgen 18 Uhr. Das Sturmtief "Ylenia" soll nicht ganz so stark wie "Nadia" ausfallen. Das Sturmtief "Nadia" zog vor gut zwei Wochen über unser Land und hinterließ teils schwere Schäden. Also die Wälder und auch Parkanlagen sind unbedingt zu meiden, denn durch eventuelle drehende Winde können vermeintlich gesunde Bäume wie Streichhölzer wegbrechen.
19.02.2022 - Der Sturm ist gerade mal ein paar Stunden vorbei und deswegen bin ich heute nicht weiter auf Pilzsuche gewesen. Am Vormittag fuhr ich nach Rehna und Torsten gab mir eine Probe von seiner kürzlich gefundenen Lamprospora seaveri mit. Ich machte zu Hause marko- und mikroskopisch einige Bilder und bastelte hier noch etwas an der Seite herum.
23.02.2022 - Neue Berichte von Exkursionen und ältere Artikel vom Pilzverein Rehna sind online und Samstag steht auch schon die nächste Pilztour an. Das Wetter ist nahezu ideal für das Wachstum von Frühjahrspilzen und wir sind gespannt, was es alles zu finden gibt. Alle Funde gibt es denn hier nachzulesen.
26.02.2022 - Heute ging es in die Wakenitzniederung bei Herrnburg im Landkreis Nordwestmecklenburg. Text und Bilder von dieser Exkursion folgt in Kürze unter der Rubrik >Pilzverein und dann bei >Exkursionen.
06.03.2022 - Die Jagd nach Moosbecherlingen steht momentan unter keinem guten Stern. Nachts herrschen Minusgrade und tagsüber ist es durch Sonne und Wind ziemlich trocken geworden. Abgesehen davon ist es sehr mühselig, bei der aggressiven Sonneneinstrahlung überhaupt etwas auf dem Boden zu erkennen, geschweige da kleine Becherlinge im Millimeterbereich ausfindig zu machen. Langweile, kam trotzdem nicht auf. Es lag noch etwas Arbeit auf dem Schreibtisch und dann habe ich noch weiter in und an der Rubrik > Pilzverein < gebastelt. So befinden sich nun u. a. die Gesichter vom Vereinsvorstand und ein Gästebuch auf der Seite. Pilz-der-Woche ist der seltene schwarze Rindenbecher geworden, fotografiert von Sandra aus Hamburg.
20.03.2022 - Mittlerweile ist es in den Wäldern schon so trocken, dass in den ersten Regionen von Mecklenburg-Vorpommern Waldbrandgefahr besteht. Dennoch bin ich heute für zwei Stunden aufgebrochen, um mir selber ein Bild von der Lage zu machen. Zuerst war ich in einem Kiefernwald, danach in einer Kiesgrube und abschließend habe ich noch in einem Auwald vergebens nach Pilzen geschaut. In den Nächten Minusgrade und am Tag knallt die Sonne, diese trockene Luft ist einfach Gift für jedes Pilzwachstum und ein Ende dieser Witterung ist noch nicht in Sicht. Aus jetziger Sicht steuern wir denkbar ungünstigen Wetterverhältnissen in die diesjährige Morchel-Saison.

27.03.2022 - Das Wetter ist am Tage weiterhin frühsommerlich warm und die Sonne gibt alles. Das sind auch Gründe, dass nun verstärkt und besonders an den Wochenenden wieder Massen von Touristen aus allen Regionen Deutschlands unsere Städte und Strände besiedeln. Da bleibt sowieso oft nur die Flucht auf Wiesen, Felder oder eben in die Wälder. Mmmhh ehrlich gesagt kriechen sie selbst da rum! Viele sind zu geizig, um sich eine Unterkunft mit den dazugehörigen Sanitäranlagen zu gönnen, aber Hauptsache, man kann später erzählen, dass man im Urlaub an der der Ostsee war. Als wenn dies alles nicht schon eklig genug ist, entsorgen sie zusätzlich noch ihren ganzen angesammelten Müll gleich mit in der Natur. Das ist so typisch für diese scheinheilige Gesellschaft, Wasser predigen und Wein trinken!!! Umweltschutz ist gut, aber nur wenn andere sich daran halten ... ich mag grüne Bäume, aber bitte nicht vor meiner Haustür... ich habe auch nichts gegen Kinder, aber bitte nicht in meiner Straße ... ansonsten sind zum Glück auch die meisten Menschen gegen Krieg, klatschen aber Beifall, wenn unser Land Waffen in die ganze Welt verschickt ... Diese Verlogenheit, Doppelmoral und Selbstbeweihräucherung in diesem Land ist wohl kaum noch zu übertreffen. Wenn jeder sich mal an seine Nase packt und nicht immer nur mit dem Finger auf andere zeigt, dann würden wir wohl alle auf einem besseren Planeten leben. Man kann nur etwas verändern, wenn man bei sich selbst anfängt! Bei den Pilzen gab es heute nur Morchelbecherlinge, die meisten waren aber bereits vertrocknet.